GENDRIFICATION | BODIES & BUILDINGS god's entertainment

GENDRIFICATION | BODIES & BUILDINGS

18. - 19. NOVEMBER 2022 | 21:00 UHR  | THE GYM / SOHO STUDIO OTTAKRING | Liebknechtgasse 32 / 1160 Wien

 

Gestern wurde um 9 Uhr am Vormittag in den Radionachrichten von bereits beschlossenen Aufstockungen von zusätzlichen 700 Millionen Euro für die Polizei und Law & Order berichtet, um die sogenannte illegale Migration entschieden zu bekämpfen und massiv in die innere Sicherheit zu investieren. Das neue Budget und die zukünftigen Pläne der Polizei wurden dabei mit Stolz und ohne Zweifel präsentiert. Es erweckt den Eindruck, alles läuft nach einem guten Plan. Wohin führt das? Welche Absichten sind dahinter verborgen? Da, wo die Polizei aktiver wird, kommen auch Immobilien und andere Komplizen ins Spiel. Es stinkt nach Gentrifizierung und Gendrifizierung. (Was passiert mit dem Körper nach seiner Verdrängung?) So wie die Stadt oder das Land wird auch die Gesellschaft modifiziert, alles läuft nach dem altbekanntem Muster: Immobilien werden umgestaltet, die Polizei wird aktiver, Viertel werden aufgewertet, Stadtteilentwicklungsmaßnahmen treten in Kraft, so dass es für die bisherigen Strukturen und Anwohner*innen zunehmend unmöglich wird, in ihren Vierteln zu bleiben. Davor und danach kommen die anderen, die gut Frisierten à la carte, die Hipster/Bobos, die sowohl Symptom als auch treibende Kraft ethnischer Diskriminierungen und Vertreibungen sind.

 

Diese Umstände sichtbar zu machen, ist keine leichte Aufgabe, denn diese Spezies ist so lange und so tief überall verankert und verwurzelt, dass hochwahrscheinlich nicht mal God’s Entertainment mit GENDRIfication mehr helfen können, um die Bobo-Geister auszutreiben. Begriffe wie Columbusing – die Kunst, etwas zu entdecken, das nicht neu ist, oder Veganista - Pionierinnen der neuen Eiszeit, sind längst maximal hip. Gregory Pierrot ginge in seinen Recherchen noch einen Schritt weiter, als er schrieb: Und es geht auch nicht nur um Bärte und Klamotten. Hipness, ist eine Praxis, die sowohl historisch als auch strukturell auf Rassismus beruht. Ja, schlimmer noch: Geschmacks- und Hipnessdiskurse produzieren individuelle Körper als weiße und sie stützen Weißsein als sozialpolitische Norm. Diese und ähnliche Normen sind auch in Europa gut vorhanden und verbreitet. 

 

Es besteht immer noch die Möglichkeit, à la Louise Bourgeoise, eine „zweite Haut“ zu bilden, sich unter dem Tisch verstecken und den Tischgesprächen zu lauschen, kulturelle Verpanzerungen aufzuweichen, sich gegen Boboisierung und neoliberale Tendenzen à la carte zu widersetzen. Vielleicht sind danach die Abendnachrichten etwas besser? Das wissen wir spätestens am 18. und 19. November um 21 Uhr.

 

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Yesterday, at 9 o'clock in the morning, the radio news reported on already decided increases of additional 700 million euros for the police and Law & Order, in order to decisively fight the so-called illegal migration and to invest massively in internal security. The new budget and the future plans of the police were presented with pride and without doubt. It gives the impression that everything is going according to a good plan. Where is this leading? What are the intentions behind it? Where the police become more active, real estate and other accomplices come into play. It reeks of gentrification and gendrification. (What happens to the body after its displacement?) Just as the city or the country is modified, so is society, everything follows the old familiar pattern: real estate is transformed, the police become more active, neighborhoods are gentrified, neighborhood development measures come into effect, so that it becomes increasingly impossible for the previous structures and residents to stay in their neighborhoods. Then come the others, the well coiffed à la carte, the hipsters and bobos, who are both symptom and driving force of ethnic discrimination and displacement.

 

Making these circumstances visible is no easy task, for this species has been so long and so deeply entrenched and rooted everywhere that highly unlikely even God's Entertainment with GENDRIfication can be of any more help in exorcising the bobo ghosts. Terms like Columbusing - the art of discovering something that is not new, or Veganista - pioneers of the new ice age, have long been hip to the max. Gregory Pierrot went one step further in his research when he wrote: And it's not just about beards and clothes either. Hipness, is a practice that is both historically and structurally based on racism. Yes, worse, discourses of taste and hipness produce individual bodies as white and they support whiteness as a socio-political norm. These and similar norms are also well present and prevalent in Europe. 

 

There is still the possibility, à la Louise Bourgeoise, to form a "second skin," to hide under the table and listen to table talk, to soften cultural entrenchments, to resist boboization and neoliberal tendencies à la carte. Maybe the evening news will be a little better afterwards? We'll know by November 18 and 19 at 9 p.m. at the latest.

 

Mit freundlicher Unterstützung  der Kulturabteilung der Stadt Wien - MA7 | In Koproduktion mit Partner in Crime