RADOVAN KARADŽIĆ: KING OF COMEDY

RADOVAN KARADŽIĆ: KING OF COMEDY

Die erste politische Theaterinszenierung "auf der Suche nach Kriegsverbrechern"

Theater = Intervention + Unterhaltung
Theater + Intervention = Unterhaltung


Zu der aktuellen Produktion
Die neue performative Forschung von God's Entertainment beschäftigt sich mit der medialen Inszenierung der Suche nach einem Kriegsverbrecher manifestiert in der Person Radovan Karadzic. Formal wählen sie den Weg der performativen Wirklichkeits- dekonstruktion: dokumentarisches Material trifft auf physische Gegenwärtigkeit; der Prozess Karadzic spiegelt sich also auch auf der formalen Ebene. Der interventionistische Charakter von God's Entertainments Arbeiten prägt die multimediale Umsetzung der "Suche nach Kriegsverbrechern". Somit rücken sie die Position des Theaters ebenso in den Fokus wie die Frage nach der "Zukunft des Körpers" als Ort der künstlerischen Auseinandersetzung. Der Untertitel "King of Comedy" weist auf einen weiteren wichtigen Stützpfeiler in den Arbeiten von God's Entertainment hin: den Unterhaltungsfaktor. Es gelingt der Gruppe, die Zuschauer in intensive emotionale Zustände zu versetzen und somit eine Kommunikation zu ermöglichen, die über eine kosumfreundliche Spaßigkeit weit hinaus geht.

Aktueller Stand der Dinge:
Der ehemalige Psychiater und Ex-Leader der bosnischen Serben und Ex-Präsident der SDS-Partei Radovan Karadzic ist nach Osama Bin Laden der meistgesuchte Mann der Welt. Und wie der schurkische Milliardärssohn aus dem Morgenland scheint auch Karadzic den vereinigten Anstrengungen der "freien Welt" frech zu trotzen: Weder der Einsatz von 50 000 SFOR-Soldaten im winzigen Suchgebiet, noch 5 Millionen Dollar Kopfgeld führten zu seiner Ergreifung. Selbst ein TV-Apell seiner Ehefrau, sich zu stellen, liess Karadzic kalt. Seine Verwandten sitzen in der Regierung, vor Razzien werden seine Leibwächter telefonisch von den NATO-Truppen gewarnt, das Haager Tribunal tritt auf der Stelle und Chef-Anklägerin Carla del Ponte versteht die Welt nicht mehr. Während NATO-Flugzeuge weiter abertausende Steckbriefe abwerfen, erscheint auf dem Boden unbehelligt sein aktuelles Kinderbuch. Massenmord und Medien, Interventionen und Interessen: Geschichtsbewältigung als Posse und das schlechte alte Europa at it's best. Was ist hier inszeniert, was ist real? Wer hat sich mit wem abgesprochen, und warum findet niemand die Täter?


Radovan Karadžić gilt als personelle und politische Formation des körperlichen Verschwindens, paradoxerweise einerseits gesucht - andererseits gleichzeitig versteckt. Die patriotischen Prinzipe die teils hinter diesen Einstellungen stehen, ändern sich gleichzeitig durch politische Meinungen der Gesellschaft. Um dies sichtbar und geheimnislos zu machen, ist es zwangsweise notwendig, ihn ins physische, für alle Anwesenden sichtbare Leben zu rufen. Persönliche Grenzen und Transzendenz verschwinden: Sein Körper wird sich also nicht mehr mit einer für die Zuschauer*innen äußeren Welt konfrontieren, sondern versucht, den äußeren Raum und seine Vergangenheit in seine momentane für alle erkennbare Erscheinung zu integrieren, als substantielle Trans-Formation offenbar zu werden.

Dieses unsichtbare - sichtbar zu machen wird mittels einer performativen Wirklichkeitsdekonstruktion, die sich unter einem psychologischen Befreiungsprozess und einer ethisch-ethnischen Veränderung neu definieren und begreifen lässt, erreicht. Allerdings lässt sich „auf der Suche nach Karadžić“ nicht durch eine dramatische Umwandlung identifizieren bzw. dramaturgisch zerstören.


Das antidramatische Prinzip der Verkörperung verweist also weniger auf ein Identifikationsspiel oder eine theatral(ische) Handlungsentwicklung hin, als auf eine dokumentaristische Dimension einer komplexen Datenbank eines neuen Menschen. Das soll heißen: Um das Spektakuläre einer derartigen Weltordnung zu beweisen und in eine Theatersprache umzusetzen, bedeutet es einerseits die Tätigkeit des Gehirns des neuen Menschen wahrnehmbar und gerecht zu machen und andererseits wie in vorig genannten Paradoxon, den Menschen im 21. Jahrhundert noch physisch unauffindbar zu empfinden und dies zu zeigen.
Diese Wahrnehmungsempfindung ist bisher untransformiert geblieben. So versucht GE auf Basis der zeitlichen Präsenz dieses Falles expressiv zu intervenieren und damit ihre performativen Aspekte über den Prozess Radovan Karadžić mit dem gleichzeitig bestehenden Kontrapunkt der EU (AI, UNO, ect.) intermdial zu inszenieren. Die dabei entstehende sensible Frage nach körperlicher Bewegungsfreiheit und gleichmäßig unbegrenztem Handlungsspielraums beinhaltet einerseits die zentrale Position des Theaters, in welcher sich die interaktive Medienkunst unmittelbar reflektiert, andererseits die `Zukunft des Körpers`, als Plattform für künstlerische Auseinandersetzungen.
So verschwindet jegliche Differenz zwischen realer und virtueller Umgebung, die in diesem Umfeld nicht erfahrbar ist/wird.

UA 10. Mai 2007
weitere Spieltermine:
11.5.; 12.5., 17.5.; 18.5.; 19.5.; 24.5.; 25.5.; 26.5. 0
spiel:platz / dietheater Konzerthaus; Lothringer Str. 20; 1030 Wien

Immer nach dem Motto : THEATRE - NOT DRAMA, BABY!
Mit freundlicher Unterstützung der Kulturabteilung der Stadt Wien - MA7

 

Date

10 May 2007

Tags

2007