Nach Christoph Schlingensief gab es wohl kaum einen derartigen Theaterskandal wie jenen rund um den Human Zoo der Performance-Rabauken God´s Entertainment beim letztjährigen Life Art Festival „ZOO 3000: Occupy Species“ auf Kampnagel in Hamburg. Politische Parteien, Medien, Religions- und Menschenrechtsorganisationen wie auch Privatpersonen fühlten sich gleichermaßen berufen, Kommentare zur Performance- Installation in den Äther zu posaunen. Ungewollt erschufen sie damit eine (mediale) Sozialplastik von gigantischer Dimension. Dabei bestätigen und verstärken God´s Entertainment bewusst alle Klischees der BetrachterInnen, indem sie echte Menschen in echte Käfige stecken. So initiieren sie den Prozess des Aufbrechens des Stereotypen- Kreislaufs. Freilich handelt es sich um Randgruppen, die ja traditionell vom gesellschaftlichen Mainstream im Grauzonen-Bereich der Abgrenzung zwischen Mensch und Tier (man denke an SchwarzafrikanerInnen, die noch um 1900 in Hagenbecks Tierpark in Hamburg ausgestellt wurden oder an Freakshows auf den Jahrmärkten) angesiedelt waren. MENSCHEN, MENSCHEN, ATTRAKTIONEN: KOMMEN SIE, GLOTZEN SIE UND FÜTTERN SIE! | df 14
„God’s Entertainment arbeiten mit der Hypothese, dass soziale und materielle Kontroll- und Ordnungsmechanismen einen Transfer von Tier zu Mensch erleben. Von Tauben-Spikes und Tauben-Netzen war es kein weiter Weg zu Parkbänken, auf denen Obdachlose nicht mehr liegen konnten: Gegen den Körper gerichtete Erschwerungen des Aufenthalts – oder wie im Zoo zur Verhinderung der Flucht – bleiben fast unsichtbar, könnten aber gerade dadurch kaum brutaler sein.“
(Kampnagel Hamburg)
Während des donaufestival werden God´s Entertainment in Krems neue, frische menschliche Randgruppen ausstellen, garantiert artgerecht gehalten! Überzeugen Sie sich selbst, wie Gitterstäbe gesellschaftliche Barrieren gleichermaßen verdeutlichen wie einreißen können. Menschen, Menschen, Attraktionen: kommen Sie, glotzen Sie und füttern Sie! |donaufestival 2014|
Eine Koproduktion von God's Entertainment, donaufestival und Kampnagel Hamburg.
Mit freundlicher Unterstützung von Kulturabteilung der Stadt Wien, PORR und Kunsthistorisches Museum Wien.
Audioguide Stimme: Christian Reiner