CLEANING, BABYSITTER, I HELP IN HOUSE - SEVEN EURO!

CLEANING, BABYSITTER, I HELP IN HOUSE - SEVEN EURO!

"Arbeiterstrich", dieser Begriff hat sich in den letzten Jahren in unseren Wortschatz eingeschlichen. Damit wird ein Ort bezeichnet, in der Lohnabhängige frühmorgens ihre Arbeitskraft meistbietend anbieten. Sie stehen auf Plätzen oder an einer Straße und die potentiellen Käufer_innen der Lohnarbeit fahren oder gehen an ihnen vorbei und verhandeln über den Preis.

 

Scheißegal, was für ein Job, ich mache alles – Alles, was Ilja anbieten kann, ist die Kraft seines Körpers. Seine Arme zum Heben, seinen Rücken zum Schleppen, seine Hände zum Spülen. In Anlehnung an “Katzelmacher” verhandelt das Wiener Kollektiv God’s Entertainment die Figur und die soziale Situation des “Gastarbeiters”. Die Ängste, die Rainer Werner Fassbinder in seinem gleichnamigen Film anspricht, sind rund 45 Jahre später dieselben geblieben. An die Stelle von Werktätigen aus Italien und der Türkei sind nun die illegalen Einwanderer getreten, die “den Deutschen” |den Westeuropäern| angeblich die Arbeit streitig machen. Europa, das ehemalige Versprechen des Wohlstands, der Chancen und der hohen Löhne, ist längst zur Festung geworden. Der Kontinent, der offiziell die Wahrung von Freiheit und Menschenrechten propagiert, steht vor einer zukunftsweisenden Entscheidung. Die Errungenschaften eines jahrhundertelangen Prozesses der Migration drohen zu kippen. Der Arbeitsmarkt der Nicht-Elite ist umkämpft. 
Wie auf dem Arbeiterstrich um 6 Uhr morgens, wird ab 20 Uhr abends zu Stückbeginn die Arbeit angeboten, der Preis verhandelt, bis der Job erledigt und bezahlt ist. Das HAU wird zum Ort der (Ver)handlung zwischen den Arbeitern vom illegalen Markt und seinen Besuchern. Am nächsten Tag geht die Suche nach potentiellen Verdienstmöglichkeiten weiter. Wer jedoch dann an der Reihe ist, bleibt ungewiss, denn: In seinem Lohn unterbietet der Pole den Deutschen, der Ukrainer den Polen und der Rumäne den Ukrainer.Zum Glück“, spottet Jürgen F., „gibt es hier noch keine Chinesen.

VIDEO

Aufgeführt in WUK im April 2014 | Mit freundlichen Unterstützung der Kulturabteilung Wien - MA 7

Koproduktion: God’s Entertainment und HAU Hebbel am Ufer.  Kampnagel | KRASS Festival und WUK performing arts.
Gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds.

Der Komponist Peter Kutin erhielt für die Klanggestaltung des Stückes eine Kompositionsförderung seitens des Bundesministeriums für Unterreicht, Kunst und Kultur.

Bild © Dejan Pranjkovic

 

Date

10 April 2014

Tags

2014